Donnerstag, 19. Mai 2016

Nach knapp 10 Jahren bekommt Frau WLAN in Berlin Krähenfüsse, faltige Haut und Krampfadern - Eine Glosse

Frau WLAN ist alt geworden. Schleichend, ja nahezu unmerklich, ist sie im Laufe der letzten Jahre gealtert.
Blicken wir zurück: Vor knapp 10 Jahren war das noch ganz anders. Da sah sie sich noch sehr gerne im Spiegel an. Und wurde von vielen Politikern gerne zum Essen eingeladen, auch wenn sie damals schon Schmähbäuche hasste. Sie kam, liess sich feiern und bildete sich ein, die schönste Projektidee in Berlin zu sein. Jeder sieht mich, ich bin für alle da, alle können sie mich haben, doch das hat seinen Preis. - Heute sagt Frau WLAN eher: "Alle können sie mich gern haben."
Sie cremt sich jeden Morgen ihren gesamten Projektkörper mit hyaluronhaltiger Anti-Falten Creme ein, hat sich schon mehrfach Botoxen lassen - der fachkundige, aufmerksame Beobachter merkt das an der etwas eingeschränkten, perioralen Mimik - und sie macht regelmässige Yogaübungen, incl. Kopfstand, damit sich die Krampfadern leeren. "Stützstrümpfe haben mir meine Chefs auch verordnet, hautfarben, damit es nicht so auffällt, daß ich die tragen muss - wegen der Thrombosegefahr!", ergänzt Frau WLAN dem Reporter gegenüber - unaufgefordert.

Thrombosegefahr, Stau, Verfestigung. Das stimmt wohl alles! Denn dieses Bild beschreibt, in einer ersten kritischen Durchsicht des aktuellen Verfahrensstands, den Zustand der Hauptstadt im Hinblick auf öffentliche WLAN - Netze wohl am Besten. Das Ganze hat etwas Surreales. Etwa so, wie die DDR 40 Jahre vehement den Sozialismus aufgebaut hat und damit jeden Tag größere Erfolge feiern konnte. - Die Resultate sind gemeinhin bekannt.

Schauen wir doch einmal, völlig unbeschwert, auf die aktuellsten Entwicklungen und sezieren diese - genüsslich. Und dabei kommt folgendes heraus. Wir hatten es beinahe geahnt. Schuld sind immer die anderen. Dieses Mal ist der Unglücksrabe die "untere Denkmalschutzbehörde". Wer hätte dies gedacht? Kaum jemand kennt sie, doch plötzlich steht sie im Sch(w)einwerferlicht der unsichtbaren WLAN-Strahlung. Die UNTERE DENKMALSCHUTZBEHÖRDE - es gibt sie wirklich und das gleich vielfach geklont. In jeder Berliner Verwaltungsecke. Gleich einer vielköpfigen Hydra.
Glaubt man den Marktschreiern, dann ist die doch tatsächlich noch weitaus schlimmer, als der böse Beelze-Bub, eine Art WLAN-Pest, ein strahlenfressendes Geschöpf, das Tschernobly überlebt hat und dadurch auch im Gigahertz Bereich durch Mutation völlig resistent wurde. Denn diese verhindert, systematisch und flächendeckend, im Stadtgebiet Berlins Frau WLANs Selbstverwirklichung.
Wie? Ganz einfach: durch Reglementierung. Kein Dübel darf ohne ihr Placet ins Rote Rathaus eingetrieben werden, kein Haken an die Aussenwand - und das alles ohne Sturmsicherung? Nein, das geht gar nicht.

Und so schmelzen 170.000 € Steuergelder wie Butter in der Sonne. Und muss man eben neue Butter kaufen, wenn die alte zerronnen ist. Als Ergänzung zu den 650 eingekauften Butterpäckchen, deren 500 davon übrigens nur geliefert w/e-u/rden. Sch(w)undquote: 150 Stück oder (wer ist schnell im Kopfrechnen?) in Prozent, naaaa dämmerts?
Jetzt multipliziert man diese, Geld gewordenen, Illusionen mit Faktor 4 und schon reichts wieder eine ganze Weile für das gute Leben. Gelle?

Frau WLAN ist nun mal blond. Daher schreibt sie den kompletten Bus(s)iness - Plan nach Auftragserteilung komplett um. Change-Management nennt man das im Neusprech der New Economy des 21ten Jahrhunderts. -  Im Tiefbau hingegen, dort ist das schon länger bekannt und übrigends sehr einträglich. Dort firmiert diese Begrifflichkeit unter dem schlichten Titel: "Baubuch". Und in dieses werden, täglich, deshalb heisst es auch Tagebuch, vom "Bauleiter" alle neu entdeckten Kabel, nicht verzeichneten Mauern und eben alle sonstigen "Bauhindernisse" eingetragen, welche den Kostenvoranschlag in die Höhe treiben.

Das "Bautagebuch" ist damit ein von wenigen gelesene, besonders wertvolles Einzelexemplar, eine Art "Gutenbergbibel der Baustelle" also, welches allerdings Golddukaten scheisst. Und genau das ist es, was Tief bis Hoch die öffentliche Kohle schon immer eingebracht hat, jenseits aller vorvereinbarten Vertragsfestklauseln.

Schicksal halt. Doch wessen nur?





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